Gemeinsam mit rund 15000 weiteren Demonstranten gingen ST und ich am Samstag in Berlin auf die Stra?e gegen Kontrolle, gegen Überwachung, gegen die Verschärfung von sogenannten Sicherheitsgesetzen und für den Erhalt von Freiheit und Bürgerrechten.
Das Wetter meinte es gut mit uns und so versammelten wir uns gegen 14.30 Uhr auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor. Doch schon um dorthin zu gelangen, mussten wir einen Umweg in Kauf nehmen. Vor dem Adlon spazierten wir nämlich direkt in die erste Polizeikontrolle. Es wurden die Teilnehmer und deren Taschen kontrolliert. Eine Polizistin war leider schon sichtlich genervt. Sie riet einem jüngeren Demonstranten, er könne ja “ausreisen”, obwohl er nur höflich gefragt hatte, warum er bei einer Demontration für Datenschutz seinen Rucksackinhalt präsentieren muss. Zunächst sah es für uns ganz gut aus. ST konnte einem Polizisten versichern, dass er wirklich (wirklich, wirklich, wirklich!) nichts in der Hosentasche hatte, um sich zu vermummen. Doch dann stellte sich uns der Polizist doch in den Weg, STs Stahlkappen wollte er nicht durchlassen. Er könne “sich ja andere Schuhe anziehen” (habt Ihr auch immer Wechselschuhe dabei und einen Take-away-Spint, um die anderen einzuschlie?en und drau?en zu lassen?).
Also gut. Dienstnummer eingesammelt und neue Stra?enseite, neues Glück. Hier gab es keine Taschenkontrollen doch wiederum einen Polizisten, der sich mit Stahlkappenschuhen nicht einverstanden zeigte. Mit den Worten, es tue ihnen (also den Polizisten) doch weh, wenn sie damit getreten würden, unterstellte er uns Gewaltbereitschaft und -absicht, was wir sehr schade fanden. Wiederum der Ratschlag mit den Schuhen (und im selben Atemzug die Einsicht, dass es Unter den Linden schwierig ist, schnell mal eben Schuhe zu kaufen), Dienstnummer Nummer zwei und nächster Versuch. Dieses Mal wählten wir den Hintereingang durch das Brandenburger Tor. Hier standen zwar auch vereinzelte Polizisten und beäugten passierende Menschen, aber dieses Mal hatten wir unsere schwarzen Pullover (“Registrierer Bürger“) ausgezogen und spazierten gemütlich auf den Pariser Platz und mischten uns unters Volk.
Nach verschiedenen Reden ging es von hier aus Unter den Linden entlang zum Roten Rathaus – zumindest nachdem wir etwa eine Stunde darauf gewartet hatten, dass es losgehen konnte. Warum auch immer. Gemeinsam machten sich die verschiedensten Bevölkerungsgruppen und Altersklassen also auf den Weg für Datenschutz, für Bürgerrechte, für die Freiheit. Ein besonders schönes Bild ergaben die gemeinsam wehenden Fahnen von FDP bzw. Jungen Liberalen und Die LINKE:
Auf dem Weg lagen so viele Flaschen und sogar Holzknüppel und ähnliches herum, wodurch die anfänglichen Kontrollen etwas merkwürdig wirkten.
Am Rathaus angekommen fand eine weitere Kundgebung statt. Um die Breite der Teilnehmer und Unterstützer deutlich zu machen, sei hier der Redner von der Evangelischen Telefonseelsorge erwähnt, der den Demonstranten kurz und knapp erklärte, dass Datenspeicherung insbesondere auch in solchen Bereichen ein gro?es Problem ist, wo Anonymität und Vertrauen eine wichtige Rolle spielen. Alle Unterstützer können auf der Seite des AK Vorratsdatenspeicherung nachgelesen werden.
Leider mischte sich an diesem Zwischenstop der in den Nachrichten bereits viel thematisierte “Schwarze Block” in den Demonstrationszug.
Gut sortiert, von Bannern eingezäunt, meistens vermummt, Parolen rufend, die Namen von z.B. toten RAF-Mitgliedern aufzählend (Thema verfehlt – sechs, setzen!) und umringt von Polizisten marschierten schwarz gekleidete, überwiegend jugendliche Menschen und grenzten die vorderen 500 friedlichen Teilnehmer vom riesigen Ende des Zuges ab. Die Trennung wurde perfekt, als die Polizei den Weg zumachte und kurz darauf auch schon die ersten Polizeisirenen zu vernehmen waren. Mit etwas Verspätung trafen die Demonstranten gegen halb sieben dann zur Abschlusskundgebung wieder am Brandenburger Tor. Leider mit etwas gedämpfter Stimmung, da sich die Krawalle, die sich der “Schwarze Block” mit der Polizei leistete, natürlich längst rumgesprochen hatten.
Schlussendlich kann man von einem Erfolg sprechen. Wir hätten jedenfalls nicht gedacht, dass so viele Menschen sich aktiv gegen die neusten politischen Entwicklungen und insbesondere gegen unseren Innenminister Herrn Schäuble wehren würden und waren umso erfreuter, umringt von all den Menschen durch Berlin zu ziehen.
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