Meinungsumfrage zum Thema Haarausfall

In meinem Studium zum Business Kasper Master of Business Administration habe ich gelernt, dass es wichtig ist, ständig den Markt im Auge zu haben und Marktanalysen zu erstellen bzw. erstellen zu lassen, um zu erfahren was die Zielgruppe (target market) eventuell möchte (Das ist nicht meine Meinung, sondern das, was ich lernen sollte!). Durch Marktanalysen erfährt man dann zum Beispiel, dass 60% der Männer Haarspray verwenden. Von diesen 60% nutzen jedoch 95% das durch Partnerin oder Mutter im Haushalt befindliche Produkt. Ergo, der Versuch ein Männerhaarspray auf den Markt zu bringen lohnt sich nicht, denn ich würde meine Zielgruppe auf 5% der Haarspraykäufer beschränken (und die kaufen gerade Frauenhaarspray!!1!11!!!). Ich als Informatiker und Teilzeitphysiker erkenne daraus nur, dass 95% der befragten haarspraynutzenden Männer eine Frau im Haus haben oder noch bei Mutti wohnen.

Um nun zur Quintessenz zu kommen, möchte ich der werten Leserschaft von meiner Mittagspause in Stuttgart-Mitte beim Thai-Imbiss Königs- Ecke Bolzstra?e berichten. Ich setzte mich also mit meiner “Dlei mit Leis und Curry schaaf” an einen Tisch und freute mich über das tolle Wetter (Dank Haarspray hielt meine Frisur übrigens ganz hervorragend). Am Nachbartisch sa?en zwei Damen die unentwegt vorgedruckte Fragebögen ausfüllten und ankreuzten. Beim aufstehen fiel mir die gro?e Überschrift der Zettel ins Auge: “Meinungsumfrage zum Thema Haarausfall“. Und aus solchen Umfragen werden dann die teuren “wissenschaftlichen” Daten generiert, die man dann für seinen Businessplan kaufen kann? Nein, das kann nicht sein. Das ist ganz bestimmt nur ein bedauerlicher Einzelfall.

MIPS I system in VHDL + C

Auf der SIGINT 2012 habe ich einen Vortrag über die BlinkenWall gehalten. Darin wird unter anderem das MIPS I System erwähnt, das ich geschrieben habe. Nach dem Vortrag wurde ich gefragt, ob ich dieses zu OpenSource mache. Ich habe “ja” gesagt und das nun auch getan:

https://git.blinkenarea.org/?p=mips_sys

At SIGINT 2012, I’ve given a talk about BlinkenWall and mentioned the MIPS I system I wrote. After the talk, I was asked if I will make the system OpenSource. I said “yes” and have done it: see link above.

 

86 % der Einkäufe über mobile Geräte?

Printmedien spielen in meinem Leben eher eine geringe Rolle, besonders wenn es um technische Themen geht. Da ich in einem “Unternehmen” arbeite, bei dem die meisten Mitarbeiter Webseiten und E-Mails ausdrucken, kommen auch regelmä?ig Printmedien per Hauspost vorbeigedreht, die ich gelegentlich durchsehe. Heute habe ich die Publikation Mobile Business erhalten und einen Artikel über mobile Einkäufe gelesen. In diesem steht, dass der Netzwerkausrüster Brocade Communications Systems (San Jose, California, USA, 5000 Mitarbeiter) Ende 2011 400 europäische Konsumenten befragt hat. Dabei sei herausgekommen, dass 86 Prozent – also 344 von den 400 – ihre Weihnachtseinkäufe über ein mobiles Gerät tätigen. Das halte ich nicht für plausibel. Die erste Frage ist : Was ist ein mobiles Gerät? Ein Laptop zu Hause im WLAN? Die zweite Frage ist: Wen haben die gefragt? Genaue Angaben sind nicht zu finden. Ich behaupte, dass nicht einmal 86 Prozent der Europäer ihre Weihnachtseinkäufe online tätigen, weil 86 Prozent der Europäer überhaupt keine mobilen Geräte mit Internetzugang haben. Laut BITKOM ((BITKOM Presseinformation, 23. November 2011, Berlin)) haben zumindest in Deutschland im Jahr 2011 nur 33% beabsichtigt Weihnachtsgeschenke im Internet zu kaufen und Deutschland ist in diesem Punkt im EU-Vergleich mit Sicherheit weit vorn. Soviel zum Thema: Wenn die Amis 400 europäische Konsumenten befragen und deutsche Zeitungen zitieren … .

TROIA Zeitungsschnipsel

beim Aufräumen habe ich noch ein paar historische TROIA Zeitungsschnipsel gefunden. Viel Spa?!

(Danke an efelon für das Zusammenkleben des Weser Kuriers ;-))

Jack Tramiel

Am Ostersonntag 2012 verstarb der Computerpionier Jack Tramiel im Alter von 83 Jahren. Er brachte viele Produkte auf den Weg, wie den C64 oder den Atari ST. Computer die einige von uns lange begleitet haben oder noch begleiten.

Neuanfang?

Ende 2010 gab das Unternehmen Commodore USA bekannt die Lizenzrechte für bisherige Commodore-Marken erworben zu haben. Im Angebot der Firma befindet sich z.B. ein PC mit Dual Core Atom CPU / 4GB RAM / Gigabit Ethernet / WLAN & SATA  im C64 Gehäuse. Das Gerät gibt es als Barebone (Gehäuse, Tastatur + CardReader) für Mini ITX Boards für 345 USD was aktuell etwa 263 Euro sind. Mit Vollausstattung und 1TB Sata HD kostet der Rechner 1,295.00 USD also etwa 986 EUR. Wenn man sich die Hardware selbst einbaut bekommt man für 723 Euro deutlich bessere Hardware mit kleiner SSD.

Verantwortung, Ehrlichkeit, …

… Verlässlichkeit

In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag stand ich nach der langen Nacht der Museen gegen 2:30 mit meinen Freunden an der Haltestelle für den Nachtbus am Hauptbahnhof Stuttgart. Der Bus kam 5 Minuten zu spät. Man könnte sagen, dass ist nicht der Rede wert, aber wenn man bedenkt, dass es sich um die zweite Haltestelle handelt, die der Nachtbus anfährt ist es schon sonderlich. Der Bus täuschte einen Haltevorgang an und rauschte an der Haltestelle vorbei. Der Busfahrer schaute uns Wartende an, verzog aber keine Miene. Die Informationstafeln, die sonst Informationen zum nächsten Bus oder Störungen anzeigen blieben dunkel. Laut Fahrplan käme der nächste Bus in 25 Minuten. Es ist aber auf jeden Fall zu kalt um zu warten.

Neben uns hatten gerade zwei Jungs noch schnell Ihre Tickets aus dem Automaten gezogen und starrten nun auf ihre wertlosen Papierkärtchen. In Stuttgart gelten Einzeltickets übrigens ab dem Moment in dem sie aus dem Automaten kommen. Das hei?t, man kann Einzeltickets (2,10 – 6,90€) nicht auf Vorrat kaufen. Wir hatten jeder ein Bändchen (16€) von der Langen Nacht, dass zum Nutzen von Bus und Bahn berechtigte, ich habe zusätzlich auch ein Jahresabo. Ich komme zu dem Schlu?, dass hier Leute eine Dienstleistung nicht erhalten haben, für die sie aber bezahlt haben. Wir fuhren mit einem Taxi nach Hause (15€).

Weil ich die Angelegenheit sehr ärgerlich fand, habe ich an den VVS/SSB Kundenservice geschrieben. Frau Gabi S. aus dem Unternehmensbereich Marketing und Vertrieb der Stuttgarter Stra?enbahnen AG antwortete mir:

[…] Ich kann Ihren Ärger darüber sehr gut verstehen. Beim Nachtbus können wir jedoch leider nicht garantieren, besonders bei Sonderveranstaltungen, dass jeder Kunde mit dem gewünschten Bus befördert werden kann und der Fahrplan eingehalten werden kann. […] In dieser Nacht war wie Sie selbst geschrieben haben die ‘Lange Nacht der Museen’. Deshalb war ein extrem hohes Fahrgastaufkommen bei den Nachtbussen. Leider war der Bus bereits so voll, dass keine Fahrgäste mehr zusteigen konnten. […] Bei Gro?veranstaltungen empfehlen wir möglichst früh direkt am Schlo?platz zuzusteigen. […]

Es ist unglaublich! Es wird verlangt, dass die Beförderungsendgelder im voraus gezahlt werden bzw. bei der Langen Nacht zahlt jeder Besucher pauschal mit seiner Eintrittskarte. Eine Beförderung kann aber nicht garantiert werden.  Das bei der Langen Nacht der Museen die um 2:00 Uhr zu Ende ist, die Nachtbusse kurze Zeit später hoch frequentiert sind, ist sehr merkwürdig. An dieser Stelle möchte ich Fefe zitieren: “Also DAMIT konnte ja wohl NIEMAND rechnen”! Der dümmste Hinweis war jedoch, zum Schlo?platz zu laufen und dort einzusteigen. Es handelte sich um die zweite Haltestelle, der Bus ist vom Schlossplatz gekommen und war voll. Was für eine unmögliche Firma. Anstatt zu erkennen, dass es für die Menge an Fahrgästen, denen mit der Eintrittskarte eine Beförderungszusage gemacht wurde, schlicht zu wenig Busse im Einsatz waren erhält man den Tipp rechtzeitig bei der ersten Haltestelle zu sein, weil dann andere das Nachsehen haben. Wenn bei der ersten Haltestelle der Bus voll ist, wurde ernsthaft versagt, aber mit der Beantwortung meiner Beschwerde ist das Thema erledigt. Das Geld wurde eingestrichen, die Verantwortung abgelehnt, schuld ist die Lange Nacht der Museen.

Leider war das nicht mein erster Kontakt mit dem Nahverkehr in Stuttgart. Im Winter fallen Bahnen aus und es wird auch ständig gestreikt. Die Antworten waren immer gleich, wenn ich überhaupt eine Antwort bekommen habe. Da hie? es, wir haben die Anfrage nach hier und dort geleitet und irgendwann erhält man eine Nachricht, die sinngemä? aussagt, dass man Pech gehabt hat, irgendwer anderes die Schuld trägt und sie hoffen, dass man trotzem ein zufriedener Kunde ist. Anstatt zu sagen, hier hast Du einen Einzelfahrschein, den kannst Du selbst benutzen oder wenn Du Abokunde bist, dann verschenke ihn an einen Freund wenn Du mal Besuch hast. Dann hat man als Kunde das Gefühl, es gab einen Ausgleich für die bezahlte aber nicht erbrachte Leistung. Auf zu twittern: “Hoffentlich bist Du trotzdem gut nach Hause gekommen” und dann das Problem zu den Akten zu legen hilft nicht.

Diese Problematik zieht sich konsequent durch alle Lebensbereiche. Ein Produkt oder eine Dienstleistung ist mangelhaft und der Service des Unternehmens versteckt sich hinter teuren Telefon und Faxnummern oder man muss irgendwelche Formulare ausfüllen, die nach dem Absenden ohne Bestätigung im Nirvana verschwinden. Wenn man einen Kontakt Zustande bekommt, dann ist das Antwortschema gleich. Tut uns leid, wir hoffen Sie sind bald wieder zufriedener Kunde. Ende. Meine letzten Beispiele sind die Post die in den letzten Monaten drei von fünf Einschreiben verloren hat und Alice denen ich seit dem 29.01.2012 wegen einer Störung hinterhertelefoniere und Faxe. Einzige Antwort nach zwei Monaten: Tut uns leid, dass Problem ist komplex. Rufen Sie doch mal unsere 0185 xxx Hotline an. Mit eBay, PayPal, Norisbank, Deutsche Bank, Zurich, Barmer GEK, Debeka und der School of International Business and Entrepreneurship, SIBE könnte ich gleich noch weitere Seiten vollschreiben. Es wäre aber langweilig, weil es immer das Gleiche ist. Verantwortung, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit sind Werte die fast komplett verloren gegangen sind. Heute kann ich als Kunde zufrieden sein, wenn ich das erwartete und bezahlte bekomme.

Es gibt nur noch sehr sehr wenige Unternehmen, die Kundenbelange wirklich ernst nehmen. Manchmal hat auch der Kunde schlicht unrecht, aber auch das ist für guten Service kein Thema. Dem Zündkerzenhersteller Beru hatte ich mal eine Kerze zurückgeschickt und die sehr kurze Lebensdauer der Hochleistungskerzen kritisiert. Beru hat diese Kerze im Labor untersucht und festgestellt, dass sich eine ungewöhnliche Schlacke an den Rändern gebildet hatte, die dazu führte, dass die Elektrode der Kerze schnell abgenutzt war. Durch diverse Tuningma?nahmen hatte mein Motor eine höhere Zündspannung und auch höhere Brennraumtemperaturen, was grundsätzlich für diese Kerze kein Problem ist, dafür war sie gebaut. Die Dichtung zum Ölkreislauf war allerdings zu durchlässig, so dass sich zu viel Öl im Brennraum befand, was in Verbindung mit den Tuningma?nahmen zu dieser Schlacke, schlechten Verbrennungswerten und vor allem zum abnutzen der Kerzen führte. Beru schickte mir eine genaue Analyse und schenkte mir sogar einen kompletten neuen Satz Kerzen für mein Fahrzeug. Nachdem ich die entsprechenden Dichtungen gewechselt und die Brennräume gereinigt hatte fuhr der Motor merklich besser und die Kerzen hielten sogar länger als auf der Packung angegeben. Inzwischen bin ich “alt” und ändere nur noch im geringen Ma?e Hard- und Software meiner Autos (obwohl die Notwendigkeit eher gestiegen ist), aber welche Kerzen ich benutze ist klar, auch wenn ich hoffe, dass ich bald keinen Verbrennungsmotor mehr brauche.

Sicherlich kann man gut und schlecht nicht sofort am ganzen Unternehmen aufhängen, weil es davon abhängt an welchen Mitarbeiter man gelangt. Allerdings wird der Service auf unterbezahlte Callcenter abgewälzt und dann wundert man sich, warum es nicht funktioniert. Ich habe so eine Fehlentscheidung auch mit zu verantworten und würde das nicht wieder machen. Guter Service ist weder einfach noch preiswert. Aber auch das ist ein anderes Thema.

Buchtipp: Extraleben

Der Abenteuerroman für die Generation Commodore C64.

Klappentext: Eigentlich wollen Nick und Kee nur ihren Commodore 64 abstauben. Noch einmal in die Welt von Space Invaders, Pac-Man und Donkey Kong zurückreisen. Doch der Nostalgietrip endet mit einer Überraschung: In einem Spiel aus den Achtzigern entdecken die alternden Joystickhelden eine geheime Botschaft: “WELCOME TO DATACORP”. Plötzlich erwacht der alte Hackerinstinkt wieder. Die Freunde gehen im Dschungel der Bytes auf die Jagd – und entdecken eine weitere Spur: Sie führt nach Iowa, mitten in die amerikanische Provinz. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Von der digitalen Schnitzeljagd magisch angezogen, tritt das Duo die Reise in die USA an. Für die Hobby-Computerarchäologen beginnt eine Odyssee um die halbe Welt – und durch die Geschichte der Games. Doch am Ende wird das Spiel ernster, als die Freunde ahnen.

Ich fand das Buch sehr kurzweilig und es hat mir Spa? gemacht mal wieder in die Retrowelt abzuschweifen. Extraleben animierte mich, mir endlich bei eBay ein original Atari 2600 VCS zu kaufen (Baujahr 1979 – TOP Jahrgang! ;-)) und bei der letzten Party wurde sogar Space Invaders damit gezockt.

Beim Suchen nach dem Klappentext habe ich zu meiner Freude gesehen, dass die Geschichten der zwei Protagonisten noch nicht zu Ende sind und es im Buch “Der Bug” weiter geht.

PS: Falls jemand mein Extraleben Exemplar haben möchte, einfach melden – ich bin nicht so der Buch-Aufheber.

Offener Brief von 51 Tatort-Autoren

Gestern erschien ein offener Brief von 51 Tatort-Autoren. Addresiert an Grüne, Piraten, Linke und die Netzgemeinde. In meinen Augen werden in diesem Brief – sehr grob zusammen gefasst – alle genannten in einen Topf geworfen und der Umsonstkultur bezichtigt. Ziel derer im Topf ist es, diesen Diebstahl von Kultur und geistigem Eigentum rechtlich zu legalisieren. Das Wort Lebenslüge kommt mir in dem Text zu häufig vor.

Ich habe nicht viel Ahnung von der Kontentindustrie aus der die Tatort-Autoren kommen. Das liegt in erster Linie daran, dass die angebotenen Inhalte zu sehr gro?en Teilen, nicht in von mir bevorzugten Formaten vorliegt und falls doch, sehr häufig für mich nicht benutzbar sind. Stichwort: kaputte ebooks mit komischem DRM oder Hörbücher für die ich einen Windows Mediaplayer benötige. Nicht dass ich als Informatiker nicht in der Lage wäre das zu umgehen, ich habe schlicht keinen Bock irgend etwas zu reparieren bevor ich es benutzen kann. Ich kaufe mir ja auch kein offensichtlich kaputtes Auto, mit dem ich nur auf bestimmten Stra?en fahren kann. In meiner Kontentindustrie funktionieren die Sachen. Beispiele? OK, aber nur ein paar, den Rest müsst ihr selbst finden: Das Kraftfuttermischwerk, Das Büro des Todes, Davids Zusamenschnittescene.org, Küchenradio und Spreeblick. Die Metaebene mit Dunstkreis brauch ich nicht zu erwähnen, kennt ja eh jeder. Brauchbare Bezahlmodelle gibt es übrigens auch manchmal.

Der Chaos Computer Club, der sich zur Netzgemeinde gehörig fühlt, hat mit einem offenen Brief von 51 Hackern des CCC geantwortet. Es wird (nicht nur intern) applaudiert.

BBM & BlinkenArea die Zweite

Wenn die Gruppen BBM (Beobachter der Bediener von Maschinen) und BlinkenArea ein gemeinsames Projekt umsetzen, vermischen sich Roboter, Lichtkunst, Politik, Zukunftsangst, Design, Maschinenbau, Kunst & Informatik. Chancen und Risiken. Das Theater der Welt Projekt TROIA – Temporary Residence Of Intelligent Agents war 2005 auf dem Höhepunkt in Stuttgart zum bersten mit Spannungen überladen. Sowohl innen als auch nach au?en. Geradazu grotesk und provokant, in die Stadt mit den höchsten Pro-Kopf-Kulturausgaben im Land und einem eher konservativen Theater Publikum eine riesige Pizzaschachtel zu krachen, aus der dann aber keine Pizza heraus kam. Sondern dank der Intendantin Marie Zimmermann eine gro?artige Bandbreite an modernem Theater. TROIA war weit vorn, durch die nie dagewesene Technik und die Tatsache, dass sich Zuschauer, Schauspieler und Techniker in einem Raum – der die Bühne war – befanden. Die gro?e aber leider fast unbeobachtete Kunst die uns TROIA bescherte, war aber die Wandlung während der Laufzeit. Von einem ausgeflippten, hyperaktiven, zuckenden und von Eindrücken bepackten – zu einem weichgespülten, fast massentauglichen Stück, was jedoch vielen Menschen den Zugang zum Thema überhaupt erst ermöglichte. Es gab tolle Texte in der Presse sowie einen Beitrag bei ttt – Titel Thesen Temperamente im Ersten. Bei den Vorführungen des Hörstücks Demonen lagen am Ende die Besucher auf dem Boden wie Tote. TROIA war erschöpft von den vielen Besuchern und der täglichen Verwandlung. Leider gibt es nur wenige Menschen die alle TROIA Aufführungen gesehen haben und es gibt auch kaum Videoaufnahmen. Dies und auch die Tatsache, dass das TROIA-Gebäude der Aluminiumverwertung zugeführt wurde und jetzt vielleicht als schicke Alufelge herumfährt, stellt einen weiteren wichtigen Punkt von Kunst dar: Vergänglichkeit.

Zur Überschrift BBM & BlinkenArea die Zweite: Inzwischen sind 7 Jahre vergangen. Es gab in der Zeit viele gemeinsame kleine und gro?e Aktivitäten. Die Gruppen haben nicht wirklich den Kontakt verloren, trotzdem fühlt es sich (besonders für mich) wie ein Neuanfang an.

BBM und BlinkenArea präsentieren:

EPKOT – Experimental Prototype Killers of Tomorrow ***

Eine interaktive Installation mit 6 Robotern und 150 qm Pixelfläche in der Messehalle 6 der Hannover Messe vom 23. – 27.04.2012.

Text von Olaf Arndt <olaf ‘at’ bbm.de>:

In dem interaktiven Szenario EPKOT führen sechs Roboter ein “Gespräch”. Es sind Kampfmaschinen, die ohne menschliches Zutun ihren Weg finden und auf das Erscheinen von Personen im Raum reagieren. Die Maschinen sind mithin “intelligent”. Aber was leitet ihr Verhalten?

Ihr Thema: Grenzen und Beschränkungen, aber auch ungeahnte Handlungsmöglichkeiten, jenseits jeder ethischen Skrupel. Hier zeigt sich das wahre Gesicht jener im “Kampf gegen den Terror” ausgerufenen “Revolution in Sachen des Militärs”. Roboter arbeiten heute zur Unterstützung von Grenzkontrolltruppen, helfen Ausrüstung tragen, Gefangene bewachen, dringen selbständig in verminte oder verseuchte Gelände ein. Au?er fliegen, klettern, schwimmen, greifen, schneiden und bohren können sie mittlerweile auch recht präzise töten. Ist der perfekte Mörder des 21. Jahrhunderts eine Maschine?

Warum erscheint es den Menschen so komfortabel, die Drecksarbeit von einem Apparat erledigen zu lassen? Wie viel Verantwortung nimmt ein Gerät dem Soldaten ab? Welche Gesellschaft entsteht, wenn wir Apparaten, “einfachen komplizierten Vehikeln”, im Rahmen der Software “gewisse Freiheiten” einräumen? BBM und BlinkenArea errichten zur Beantwortung dieser Frage einen Themenpark eigener Art.

BBM arbeiten für EPKOT mit der Nichtregierungsorganisation ICRAC (International Committee for Robot Arms Control) zusammen. ICRAC untersucht mit Unterstützung international renommierter Experten, welche Kraft zur Veränderung unserer demokratischen Gesellschaft der Einsatz solcher Maschinen besitzt. Zu den hochrangigen Wissenschaftlern von ICRAC zählt Dr. Steve Wright, der an der Universität Leeds einen Lehrstuhl für Globale Ethik bekleidet. Wright hat mit BBM bereits im Projekt TROIA über die “Technologien Politischer Kontrolle” von 2004 – 2006 zusammengearbeitet. Gründer von ICRAC ist Prof. Noel Sharkey, ein kritischer Vordenker der “Künstlichen Intelligenz” und Miterfinder des BBC-Formates “Robot Wars”.

Noch gibt es die autonom feuernden Militär-Roboter nicht. Noch braucht es zwei Personen und eine Kommandokette: stets sitzt ein Mensch an den Joysticks und schie?t auf Befehl. Aber die Vision von der autonomen Soldaten-Maschine hat die Science-Fiction-Romane und -Drehbücher verlassen und Eingang in militärische Konzepte gefunden. Der Weg zum bewaffneten Robo-Killer ist frei. Auf mehr als 1700 wird die Zahl der Opfer geschätzt, die allein zwischen 2004 und 2010 durch Drohnen getötet wurden, sagt Noel Sharkey. Seither sind es signifikant mehr.

BBM: Olaf Arndt, Maarten Kippenbroek, Janneke Schönenbach, Lars Vaupel
BlinkenArea: Stefan Schürmans, Stephan Kambor, Martin Winkler

*** Den Namen Epcot haben sich BBM angeeignet und inhaltlich umgedeutet. Er stammt von Walt Disney. Das Akronym EPCOT bedeutet ursprünglich “Experimental Prototype Community of Tomorrow”. Das ist der Name einer utopischen Stadt der Zukunft, die von Walt Disney in Anlehnung an die Struktur seines Heimatdorfes geplant wurde. In Walt Disneys Worten hei?t das: “Es wird eine Gesellschaft von morgen sein, die nie fertig sein wird, sondern ständig neue Technologien und Systeme ausprobiert. EPCOT wird ein Vorzeigeprojekt für die Welt sein, für die Erfindungsgabe und Vorstellungskraft der freien Wirtschaft.“

Lange Nacht der Museen Stuttgart

Heute ab 19:00 Uhr beginnt die Lange Nacht der Museen in Stuttgart. Zum ersten Mal werden heute in der Staatsgalerie die Jungen Freunde Staatsgalerie in Erscheinung treten. Passend zum Wetter machen wir auf unsere Gründungsparty mit dem Thema “Frühlingserwachen” am 28. April 2012 aufmerksam. Kommt heute in der (neuen) Staatsgalerie in der Konrad-Adenauer-Str. 30-32 vorbei und verteilt Samen auf unserem Beet. Zur Gründungsparty wird dann dort unser Logo gewachsen sein.

Anbei meine erste Interpretation unseres Logos:

Logo: Junge Freunde Staatsgalerie
Logo: Junge Freunde Staatsgalerie