Verantwortung, Ehrlichkeit, …

… Verlässlichkeit

In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag stand ich nach der langen Nacht der Museen gegen 2:30 mit meinen Freunden an der Haltestelle für den Nachtbus am Hauptbahnhof Stuttgart. Der Bus kam 5 Minuten zu spät. Man könnte sagen, dass ist nicht der Rede wert, aber wenn man bedenkt, dass es sich um die zweite Haltestelle handelt, die der Nachtbus anfährt ist es schon sonderlich. Der Bus täuschte einen Haltevorgang an und rauschte an der Haltestelle vorbei. Der Busfahrer schaute uns Wartende an, verzog aber keine Miene. Die Informationstafeln, die sonst Informationen zum nächsten Bus oder Störungen anzeigen blieben dunkel. Laut Fahrplan käme der nächste Bus in 25 Minuten. Es ist aber auf jeden Fall zu kalt um zu warten.

Neben uns hatten gerade zwei Jungs noch schnell Ihre Tickets aus dem Automaten gezogen und starrten nun auf ihre wertlosen Papierkärtchen. In Stuttgart gelten Einzeltickets übrigens ab dem Moment in dem sie aus dem Automaten kommen. Das hei?t, man kann Einzeltickets (2,10 – 6,90€) nicht auf Vorrat kaufen. Wir hatten jeder ein Bändchen (16€) von der Langen Nacht, dass zum Nutzen von Bus und Bahn berechtigte, ich habe zusätzlich auch ein Jahresabo. Ich komme zu dem Schlu?, dass hier Leute eine Dienstleistung nicht erhalten haben, für die sie aber bezahlt haben. Wir fuhren mit einem Taxi nach Hause (15€).

Weil ich die Angelegenheit sehr ärgerlich fand, habe ich an den VVS/SSB Kundenservice geschrieben. Frau Gabi S. aus dem Unternehmensbereich Marketing und Vertrieb der Stuttgarter Stra?enbahnen AG antwortete mir:

[…] Ich kann Ihren Ärger darüber sehr gut verstehen. Beim Nachtbus können wir jedoch leider nicht garantieren, besonders bei Sonderveranstaltungen, dass jeder Kunde mit dem gewünschten Bus befördert werden kann und der Fahrplan eingehalten werden kann. […] In dieser Nacht war wie Sie selbst geschrieben haben die ‘Lange Nacht der Museen’. Deshalb war ein extrem hohes Fahrgastaufkommen bei den Nachtbussen. Leider war der Bus bereits so voll, dass keine Fahrgäste mehr zusteigen konnten. […] Bei Gro?veranstaltungen empfehlen wir möglichst früh direkt am Schlo?platz zuzusteigen. […]

Es ist unglaublich! Es wird verlangt, dass die Beförderungsendgelder im voraus gezahlt werden bzw. bei der Langen Nacht zahlt jeder Besucher pauschal mit seiner Eintrittskarte. Eine Beförderung kann aber nicht garantiert werden.  Das bei der Langen Nacht der Museen die um 2:00 Uhr zu Ende ist, die Nachtbusse kurze Zeit später hoch frequentiert sind, ist sehr merkwürdig. An dieser Stelle möchte ich Fefe zitieren: “Also DAMIT konnte ja wohl NIEMAND rechnen”! Der dümmste Hinweis war jedoch, zum Schlo?platz zu laufen und dort einzusteigen. Es handelte sich um die zweite Haltestelle, der Bus ist vom Schlossplatz gekommen und war voll. Was für eine unmögliche Firma. Anstatt zu erkennen, dass es für die Menge an Fahrgästen, denen mit der Eintrittskarte eine Beförderungszusage gemacht wurde, schlicht zu wenig Busse im Einsatz waren erhält man den Tipp rechtzeitig bei der ersten Haltestelle zu sein, weil dann andere das Nachsehen haben. Wenn bei der ersten Haltestelle der Bus voll ist, wurde ernsthaft versagt, aber mit der Beantwortung meiner Beschwerde ist das Thema erledigt. Das Geld wurde eingestrichen, die Verantwortung abgelehnt, schuld ist die Lange Nacht der Museen.

Leider war das nicht mein erster Kontakt mit dem Nahverkehr in Stuttgart. Im Winter fallen Bahnen aus und es wird auch ständig gestreikt. Die Antworten waren immer gleich, wenn ich überhaupt eine Antwort bekommen habe. Da hie? es, wir haben die Anfrage nach hier und dort geleitet und irgendwann erhält man eine Nachricht, die sinngemä? aussagt, dass man Pech gehabt hat, irgendwer anderes die Schuld trägt und sie hoffen, dass man trotzem ein zufriedener Kunde ist. Anstatt zu sagen, hier hast Du einen Einzelfahrschein, den kannst Du selbst benutzen oder wenn Du Abokunde bist, dann verschenke ihn an einen Freund wenn Du mal Besuch hast. Dann hat man als Kunde das Gefühl, es gab einen Ausgleich für die bezahlte aber nicht erbrachte Leistung. Auf zu twittern: “Hoffentlich bist Du trotzdem gut nach Hause gekommen” und dann das Problem zu den Akten zu legen hilft nicht.

Diese Problematik zieht sich konsequent durch alle Lebensbereiche. Ein Produkt oder eine Dienstleistung ist mangelhaft und der Service des Unternehmens versteckt sich hinter teuren Telefon und Faxnummern oder man muss irgendwelche Formulare ausfüllen, die nach dem Absenden ohne Bestätigung im Nirvana verschwinden. Wenn man einen Kontakt Zustande bekommt, dann ist das Antwortschema gleich. Tut uns leid, wir hoffen Sie sind bald wieder zufriedener Kunde. Ende. Meine letzten Beispiele sind die Post die in den letzten Monaten drei von fünf Einschreiben verloren hat und Alice denen ich seit dem 29.01.2012 wegen einer Störung hinterhertelefoniere und Faxe. Einzige Antwort nach zwei Monaten: Tut uns leid, dass Problem ist komplex. Rufen Sie doch mal unsere 0185 xxx Hotline an. Mit eBay, PayPal, Norisbank, Deutsche Bank, Zurich, Barmer GEK, Debeka und der School of International Business and Entrepreneurship, SIBE könnte ich gleich noch weitere Seiten vollschreiben. Es wäre aber langweilig, weil es immer das Gleiche ist. Verantwortung, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit sind Werte die fast komplett verloren gegangen sind. Heute kann ich als Kunde zufrieden sein, wenn ich das erwartete und bezahlte bekomme.

Es gibt nur noch sehr sehr wenige Unternehmen, die Kundenbelange wirklich ernst nehmen. Manchmal hat auch der Kunde schlicht unrecht, aber auch das ist für guten Service kein Thema. Dem Zündkerzenhersteller Beru hatte ich mal eine Kerze zurückgeschickt und die sehr kurze Lebensdauer der Hochleistungskerzen kritisiert. Beru hat diese Kerze im Labor untersucht und festgestellt, dass sich eine ungewöhnliche Schlacke an den Rändern gebildet hatte, die dazu führte, dass die Elektrode der Kerze schnell abgenutzt war. Durch diverse Tuningma?nahmen hatte mein Motor eine höhere Zündspannung und auch höhere Brennraumtemperaturen, was grundsätzlich für diese Kerze kein Problem ist, dafür war sie gebaut. Die Dichtung zum Ölkreislauf war allerdings zu durchlässig, so dass sich zu viel Öl im Brennraum befand, was in Verbindung mit den Tuningma?nahmen zu dieser Schlacke, schlechten Verbrennungswerten und vor allem zum abnutzen der Kerzen führte. Beru schickte mir eine genaue Analyse und schenkte mir sogar einen kompletten neuen Satz Kerzen für mein Fahrzeug. Nachdem ich die entsprechenden Dichtungen gewechselt und die Brennräume gereinigt hatte fuhr der Motor merklich besser und die Kerzen hielten sogar länger als auf der Packung angegeben. Inzwischen bin ich “alt” und ändere nur noch im geringen Ma?e Hard- und Software meiner Autos (obwohl die Notwendigkeit eher gestiegen ist), aber welche Kerzen ich benutze ist klar, auch wenn ich hoffe, dass ich bald keinen Verbrennungsmotor mehr brauche.

Sicherlich kann man gut und schlecht nicht sofort am ganzen Unternehmen aufhängen, weil es davon abhängt an welchen Mitarbeiter man gelangt. Allerdings wird der Service auf unterbezahlte Callcenter abgewälzt und dann wundert man sich, warum es nicht funktioniert. Ich habe so eine Fehlentscheidung auch mit zu verantworten und würde das nicht wieder machen. Guter Service ist weder einfach noch preiswert. Aber auch das ist ein anderes Thema.

Offener Brief von 51 Tatort-Autoren

Gestern erschien ein offener Brief von 51 Tatort-Autoren. Addresiert an Grüne, Piraten, Linke und die Netzgemeinde. In meinen Augen werden in diesem Brief – sehr grob zusammen gefasst – alle genannten in einen Topf geworfen und der Umsonstkultur bezichtigt. Ziel derer im Topf ist es, diesen Diebstahl von Kultur und geistigem Eigentum rechtlich zu legalisieren. Das Wort Lebenslüge kommt mir in dem Text zu häufig vor.

Ich habe nicht viel Ahnung von der Kontentindustrie aus der die Tatort-Autoren kommen. Das liegt in erster Linie daran, dass die angebotenen Inhalte zu sehr gro?en Teilen, nicht in von mir bevorzugten Formaten vorliegt und falls doch, sehr häufig für mich nicht benutzbar sind. Stichwort: kaputte ebooks mit komischem DRM oder Hörbücher für die ich einen Windows Mediaplayer benötige. Nicht dass ich als Informatiker nicht in der Lage wäre das zu umgehen, ich habe schlicht keinen Bock irgend etwas zu reparieren bevor ich es benutzen kann. Ich kaufe mir ja auch kein offensichtlich kaputtes Auto, mit dem ich nur auf bestimmten Stra?en fahren kann. In meiner Kontentindustrie funktionieren die Sachen. Beispiele? OK, aber nur ein paar, den Rest müsst ihr selbst finden: Das Kraftfuttermischwerk, Das Büro des Todes, Davids Zusamenschnittescene.org, Küchenradio und Spreeblick. Die Metaebene mit Dunstkreis brauch ich nicht zu erwähnen, kennt ja eh jeder. Brauchbare Bezahlmodelle gibt es übrigens auch manchmal.

Der Chaos Computer Club, der sich zur Netzgemeinde gehörig fühlt, hat mit einem offenen Brief von 51 Hackern des CCC geantwortet. Es wird (nicht nur intern) applaudiert.

Keine Behandlung …

für Datenschutzbewusste oder Grundrechtsabgabe für die Zahnbehandlung.

Heute ist eine Situation eingetreten, die ich vorhergesagt habe, mir aber natürlich gewünscht habe, dass diese nicht eintritt. Ich hatte die Wahl zwischen Datenschutz und einer Zahnarztbehandlung.

Nach 6 Monaten in der neuen Wahlheimat Stuttgart, war es an der Zeit mir einen Zahnarzt zu suchen. Ich wurde nur wenige Meter von meinem Arbeitsplatz bei der Zahnarzt Praxis Dres. Wild, Hitzler, Klenk & Partner am Charlottenplatz 6 fündig. Ich erhielt telefonisch einen Termin in 14 Tagen und bekam einen Brief mit Informationsmaterial, Anamnesebogen und einer Einwilligungserklärung zur Abtretung eventueller Forderungen. Das ist grundsätzlich kein Problem, die Praxis tritt ihre erworbenen Ansprüche an die EOS Health Honorarmanagement AG ab und diese kümmert sich um die Abrechnung. Um die Abrechnung durchzuführen werden dazu die personenbezogenen Patientendaten an den Dienstleister übermittelt. Natürlich auch Behandlungsdaten, denn auf der Rechnung darf ja nicht einfach stehen “200 Euro für Zahnbehandlung“. Es müssen mehr Details übermittelt werden z.B. ob es sich um Zahnersatz, Vorsorge-, Zahnstein- oder Schönheitsbehandlung handelt. Einer solchen Firma, die nicht an die ärztliche Schweigepflicht gebunden ist, stehen alle Möglichkeiten offen diese Daten auszuwerten und zu Nutzen. Das kann alles gut gehen und ist auch erlaubt, solange diese besonders schützenswerten Daten nach dem BDSG behandelt und übertragen werden und die Verwendung der Daten zwischen Praxis und Dienstleister auf die jeweilige Abrechnungsaufgabe beschränkt ist und es keine Ausnahmen gibt.

Die Health AG gehört zur EOS Gruppe und diese gehört zur Otto Gruppe. Die Konzernfirmen der Otto Gruppe sind in meiner Wahrnehmung nicht positiv mit dem Thema Datenschutz belegt.

Da ich jedem unterstelle, dass er es gut und ehrlich meint, habe ich die Formulare aus- und unterschrieben. Wie immer, wenn ich irgendwo meine persönlichen Daten angebe habe ich meinen Stempel – “Ich widerspreche der Nutzung oder Übermittlung meiner Daten für Werbezwecke oder für die Markt- und Meinungsforschung. (§ 28 Absatz 3+4 Bundesdatenschutzgesetz)” benutzt. Dies stellt deutlich klar, dass die Daten bestimmungsgemä? verwendet werden dürfen, aber eben für nichts anderes.

An der Rezeption der Zahnarztpraxis übergab ich den Anamnesebogen und die Einwilligungserklärung. Die Dame erklärte mir, dass durch den Stempel die Erklärung ungültig sei. Ich erwiderte, dass dies nur bedeutet, dass ich keine Werbung möchte und die Daten auch mit diesem Stempel bestimmungsgemä? verwendet werden dürfen. Sie sagte sinngemä?, dass es eine Praxis-Etikette gäbe nach der die Daten nicht für Werbung verwendet werden und dass ich das Formular noch einmal – ohne Stempel – neu ausfüllen könne oder ich werde nicht behandelt. Ich sagte, ich möchte meine Daten nicht ohne diese Erklärung abgeben. Dann zerriss die Dame die Erklärung und sage mir, dann kann ich nichts für sie tun und zeigte mir freundlich den Weg zum Ausgang.

Letztendlich bleibt es dem Arzt bzw. der Praxis überlassen, wen Sie unter welchen Bedingungen behandelt. Menschen zu zwingen, Grundrechte abzugeben (vgl. Art. 1 + 2 Grundgesetz + Art. 8 der EU-Grundrechtecharta) um behandelt zu werden ist meiner Meinung nach unglaublich falsch. Dass mündlich absoluter Datenschutz zugesichert wird, selbiges in Schriftform jedoch zur Nichtbehandlung führt, lässt tief blicken.

Datenschutzvergehen im Briefkasten

Eigentlich sollte es nur die Antwort auf einen Kommentar vom letzten Post werden. Wie ist die Erfahrung von Ihnen? Bringt es was? (Sich gegen Werbung im Briefkasten zu wehren) Danke für den Kommentar.

Auf jeden Fall bringt es etwas. Das intensive Interesse für Datenschutz und Wettbewerbsrecht begann bei mir vor einigen Jahren mit einem Klassiker. Ich war längere Zeit beruflich unterwegs. Eines Tages war mein Girokonto gesperrt und ich hatte dadurch echt Probleme. Warum? Mein (gro?er) Briefkasten mit Bitte-keine-Werbung-Schild war mit Adressierter, Nichtadressierter Werbung und kostenlosen Zeitungen derma?en zugestopft, dass die Zwangsauszüge der Bank mit dem Vermerk “nicht zustellbar” zurück gingen. Den Rest brauche ich nicht erzählen oder? Es ging alles schief, was schiefgehen kann. Seit dem achte ich sehr auf den Schutz meiner Daten, einen SPAM freien Briefkasten, habe eine Ausbildung zum Datenschutzbeauftragten gemacht, bin manchmal überkritisch und empfinde, auch wenn ich es nicht verwenden würde, Datenschutznazi nicht als Beleidigung.

Ich mache das nicht zum Spa?. Wir haben ein sehr gutes Datenschutzgesetz in Deutschland, aber nur wenige machen Gebrauch davon bzw. wissen von Ihren Rechten. In einer Demokratie haben wir als Bürger nicht nur Rechte, sondern auf Pflichten. Wir müssen manchmal auf unsere Rechte aufpassen, damit sie nicht langsam verschwinden. Es ist bisweilen interessant welche Einstellungen manche (nicht alle!) Firmen dazu haben. Ein Amtsblatt, welches voll mit Werbung war, hatte mir geschrieben, sie müssen an alle Haushalte ausliefern, weil irgendwelche Informationen für die Bürger enthalten sind. Stimmt nicht. Öffentliche Bekanntmachungen müssen im oder am Rathaus öffentlich einsehbar aushängen. Man hat das Recht als Bürger sich nicht zu informieren, darf sich dann aber auch nicht beschweren, wenn die Umgehungsstra?e gebaut wird. Bemerkenswert ist auch die Post mit Ihrer Dienstleistung “An alle Haushalte in der Xyz-Str. 23” oder allgemeine Postwurfsendungen. Ich habe mich darüber schon mehrfach an unterschiedlichen Orten beschwert, bekommen habe ich immer die Antwort, dass sich der Postbote genau erinnern kann, keine Sendung eingeworfen zu haben. Es gibt auch Firmen, die einen Werbe-Widerspruch als Kündigung interpretieren. Am schlimmsten ist aber die Aussage, ja Sie haben doch bei uns schon einmal etwas gekauft. Es ist zum Haareraufen. Egal wo man war oder wo man bestellt hat. Jedes Hotel, jeder Mietwagen, jeder Online-Shop, meine Hochschule oder Arbeitgeber und jeder Heckenpenner der bei eBay Schrauben verkauft. Alle schmei?en Dich ungefragt mit ihrem Dreck voll. Egal ob Werbung, Umfrage wie mir der Bestellvorgang gefallen hat oder wie das Geschäftsklima gerade ist. Phasenweise kaufe ich nichts, weil ich keinen Bock habe mich wieder über Werbung aufzuregen und zwei Briefe schreiben muss damit die Werbung aufhört.

Nur weil jemand etwas gekauft hat bzw. man mit ihm einen Vertrag geschlossen hat und man aus diesem Grund zwangsweise in den Besitz von persönlichen Daten bzw. personenbezogenen Daten gelangt ist hat man nicht das Recht diese Daten für irgendetwas anderes als die Vertragserfüllung zu nutzen. Es ist verboten! Wir sprechen hier von einem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt. Man benötigt also eine explizite Erlaubnis des Betroffenen. Rechtliche Grundlage bei Onlinegeschäften ist hier das Telemediengesetz.

Datenschutz ist bei ganz vielen Firmen noch immer nur ein Wort und damit verbunden, dass jemand eingestellt werden muss, der dann DSB ist und den Kopf hinhalten muss wenn etwas schief läuft. Das Gehalt des DSB wird oft mit Schweigegeld verwechselt.  Datenschutz ist toll, aber nicht wenn der Geschäftsführer nach Optimierungsbedarf sucht und wissen möchte, wie oft seine Mitarbeiter auf die Toilette gehen. Er möchte auch, dass die Mitarbeiterinnen ein wei?es Stirnband tragen oder anderes Erkennungszeichen tragen wenn sie ihre Tage haben, denn dann ist es OK wenn die Damen etwas häufiger zur Toilette gehen. Natürlich gibt es ein Protokoll, denn wer zwei mal im Monat menstruiert wird aussortiert. Das ist Realität, aber schauen wir mal in die Zukunft.

<– Zukunft an –>

Für Stephan K. bleibt die Eingangstür seines Arbeitgebers verschlossen. Sein Zugangschip ist gesperrt. In der Personalabteilung erhält er seine Kündigung. Das Ma? ist voll Herr K. sagte die Dame hinter dem Tresen. Der Abwasseranalyser Ihrer Wohnung hat erneut Abbauprodukte von nicht erlaubten Substanzen detektiert. Ihr Biochip meldet zum zweiten mal in dieser Woche Schlafmangel und zu ungesunde Nahrung. Wir hatten ihnen einen übermä?igen Sü?igkeitenkonsum verboten. Sie hatten deswegen bereits 3 Abmahnungen und am Wochenende haben Sie geraucht. Sie wurden mit Arbeitskollegen in der selben Kneipe registriert. Sie wissen, dass es keine privaten Beziehungen unter Mitarbeitern geben darf? Sie haben das unterschrieben, K.! Über Ihre Rechnung vom Samstag Abend wollen wir gar nicht erst reden. Fettiges Steak und viel zu viel Alkohol. Spinnen Sie jetzt total? Seit drei Wochen waren Sie nicht im Fitnessstudio! Sie sind ein Wrak Herr K. ein Wrak. Sie sind untragbar für die Firma. Sie können mit diesem Lebensstil nicht die erwartete Leistung bringen. K. zog ihr gelangweilt die Arbeitnehmer-Identifizierungskarte aus der Hand während er sich mit der anderen Hand Gummibärchen in den Mund steckt die auf dem Tresen stehen. Auf dem Weg zum Ausgang zieht er sich aus dem Automaten eine Coke (mit Zucker, nicht light) aus dem Automaten, meldet sich mit der Chipkarte am Damenklo an, die er der Personaltante gerade unbemerkt entwendet hatte und schüttet die ganze Colaflasche ins Klo. Schönen Gru? an den Abwasseranalyser denkt er sich mit einem grinsen und geht nach Hause.

<– Zukunft aus –>

Bei meiner DSB-Ausbildung war ich der Einzige der freiwillig dort war. Alle anderen wurden von ihren Arbeitgebern geschickt, über 50% hatten überhaupt keine Lust darauf, weil Sie ihr Tagesgeschäft voll auslastet. Von solchen Firmen kommen dann Aussagen wie: “Der hat lange Weile, soll er die Mails doch einfach löschen.” oder “Werfen Sie die Werbung doch einfach weg”. Am besten mit Adresse und Geburtsdatum ungeschreddert in den Papiermüll. Mal sehen wann die ersten Leute Post bekommen. Wir haben Ihre Adresse (und noch andere tolle Sachen) im Altpapier gefunden und möchten Ihnen auf diesem Wege einen Aktenvernichter anbieten.

Datenschutz wird für die einzelne Person immer wichtiger und jeder muss für sich sein Ma? finden, aber immer daran denken: Wer seine Rechte nicht schützt, kann sie möglicherweise irgendwann verlieren.

Viel Erfolg beim Datenschützen!

Vortragstipps zum Thema:

http://www.youtube.com/watch?v=JIRzvnQkPrQ – Sachsen dreht frei

http://chemnitzer.linux-tage.de/2011/vortraege/677 – Aktiver Datenschutz mit dem BDSG

BayLfD – telefonisch nicht erreichbar

So wie das Büro des bayerischen Landesbeauftragten  für den Datenschutz arbeitet, möchte ich mal Urlaub machen.  Ich habe es da jetzt sieben mal bis zum Abwurf klingeln lassen. Da geht keiner ans Telefon. Aber beleidigt sein, wenn sich Bürger über die Verwaltung lustig machen. Drei in einem Büro und einer arbeitet ist das Stichwort. (Meine Meinung!) 😉

Real Life Spamer nerven 2012

Das Jahr ist noch keine 10 Tage alt, da nervt auch schon die Volksbank Stuttgart mit einer tollen Werbeaktion und der Landesbeauftragte für den Datenschutz in Baden-Württemberg bekommt auch schon Post von mir. In solchen Fällen kann man sich die Beschwerde beim Verursacher sparen, man erhält sowieso keine Antwort oder nur einen Standardbrief, dass der Austräger informiert war, aber aus Versehen … . Mein Arbeitsplatz ist so günstig gelegen, dass ich Post an den LfD in der Mittagspause persönlich abgeben kann. Kein Porto! Der feuchte Traum eines jeden Datenschützers. 😉

Im übrigen ist der Landesbeauftragte für den Datenschutz Baden-Württemberg 2011 umgezogen, das Netz nennt noch hier und da die alte Adresse in der Dorotheenstr. 6.  Die neue Adresse ist:

Königstr. 10a
70173 Stuttgart

In diesem Zusammenhang möchte ich dazu aufrufen allen Firmen die mit Datenschlampereien auffallen das Leben mit Auskünften nach dem BDSG schwer zu machen und flei?ig die Landesdatenschutzbeauftragten zu informieren wenn etwas nicht funktioniert. Weil viele fragen, was Sie schreiben sollen, hier ein Textbaustein zur Inspiration für den o.g. Fall:

Unerlaubte Zustellung von Werbung durch Hier Firma eintragen

Sehr geehrte(r) Name der/des Datenschutzbeauftragten,

am Datum wurde von Firma gro?flächig und ohne Rücksicht auf geltendes Recht, Werbung für die Eröffnung einer neuen Filiale gemacht. Obwohl absolut unmissverständlich am Briefkasten: „Bitte keine Werbung, nur adressierte Post! Keine Werbung, kostenlose Zeitschriften, Amtsblätter und Postwurfsendungen“ einwerfen. geschrieben steht (Foto als Anlage), wurde bei mir die vierseitige A4 Werbebroschüre (Anlage) eingeworfen. Ein Versehen des Zustellers ist auszuschlie?en, denn auch im Nachbarhaus steckten in allen Briefkästen die Broschüren, obwohl an zwei von vier Kästen „Keine Werbung“ steht. Rücksichtslos wurde allen Haushalten die Werbung aufgezwungen, vermutlich mit der Hoffnung, es wird sich schon keiner beschweren.

Hier liegt klar eine Persönlichkeitsrechtsverletzung, eine Eigentums- und Besitzstörung sowie ein Wettbewerbsversto? vor. Ich bitte Sie den Sachverhalt zu prüfen und gegen Firma ein entsprechenden Verfahren einzuleiten

Mit freundlichen Grü?en

Name + Unterschrift

Auswärtiges Amt kehrt zu Windows zurück

2005 begann das Auswärtige Amt damit, die IT auf Open-Source umzustellen. 2007 wurde dies von den Verantwortlichen als Erfolgsgeschichte gefeiert. Die IT Kosten pro Arbeitsplatz waren mit etwa 1200 € pro Jahr so niedrig wie in keinem anderen Bundesministerium. Bis zu 5000 € gaben andere Ministerien pro Arbeitsplatz und Jahr aus. Dabei muss man bemerken, das etwa 80% der Arbeitsplätze verteilt im Ausland liegen. Beim Ausbau des weltweiten Intranets wurden statt mit proprietären Lösungen geplanten 100 nur 17 Millionen Euro mit freier Software eingesetzt.

Von diesen Zahlen möchte heute anscheinend niemand mehr etwas wissen. Am 10.02.2011 wurde vom Bundestag vertreten durch Dr. Ole Schröder erklärt, die Einsparungen wären nun doch nicht so gro?. Es hätte im Zusammenhang mit der freien Software Beschwerden der Nutzer gegeben. Fehlende Funktionen, mangelnde Bedienfreundlichkeit und Interoperabilitätsprobleme wurden als Beispiele genannt. Konkrete Angaben gab es leider nicht. Welche Funktionen haben gefehlt? Welche Mängel gab es an der Bedienfreundlichkeit? Haben Nutzer eventuell die mit Linux eingeführten Sicherheitsbeschränkungen falsch verstanden oder wurde es ihnen nicht erklärt? Was ist mit Interoperabilitätsproblemen gemeint? Womöglich das docx Dokumente im OpenOffice bisweilen komisch aussehen? Auch Word kann inzwischen im Open Document Format speichern, man muss es nur wollen. Die gesparten Kosten wären durch unerwartete Ausgaben, z.B. für die Erstellung von Drucker- und Scanner-Treibern, sowie durch erhöhten Schulungsaufwand fast aufgebraucht worden (leider keine Zahlen). Wir reden hier von einem zweistelligen Millionenbetrag. Das kann doch nur ein Spa? sein, klar haben Behörden manchmal sonderliche Hardware, aber kann man nicht für die Grö?enordnungen die eine Behörde umsetzt einen Linux-Treiber verlangen? Anderenfalls muss man den Hersteller eben wechseln. Was waren das für Schulungen, die so viel Geld gekostet haben?

Im letzten Jahr wurde im Auswärtigen Amt ein “Modernisierungsprozess” gestartet. Zurück zu Windows XP, später ein Upgrade auf Windows 7, Office 2010 und Outlook. Auf die Frage, wie das finanziert werden soll, gab es die Antwort, dass keine mittelbaren Kosten entstehen würden und sogar Effizienzgewinne erwartet werden.

Ich bin enttäuscht vom Auswärtigen Amt. Jeder der Open Source nutzt und sich etwas mit dem Thema auseinander gesetzt hat, wei?, dass hier nicht verantwortungsvoll mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen wird. Wenn ich mir überlege, dass ich z.B. ein aktuelles Ubuntu oder Debian gegen ein XP tauschen und dafür Geld bezahlen soll, dann kann ich mir nur an den Kopf fassen. Das schafft momentan nur mein Arbeitgeber für höchstens 8 Stunden am Tag und dafür muss er zahlen. 😉

Artikel zum Thema auf Heise Open

Ohne Daten keine (neue) Firmware

Bei Brother gibt es ohne Überwachung keine neue Firmware für einen Drucker. Wer eine neue Firmware haben möchte, muss der Übermittlung von Seriennummer, Modellname und Firmware-Version zustimmen. Klickt man auf “Nein” bricht das Update-Programm kommentarlos ab. Wirklich unterirdisch, was man sich alles gefallen lassen muss, um ein funktionierendes Gerät zu bekommen für das man auch noch Geld bezahlt hat.

brother-update

Und weil das nicht schlimm genug ist, gibt es noch ein weiteres “Feature”. Zum Update benötigt man einen Rechner mit Windows oder Mac OS. Ein Update mit anderen Betriebssystemen ist nicht vorgesehen. :-/

Werbung ohne Datensatz

Heute bekam ich von der Firma seeITnow GmbH aus Düsseldorf personalisierte Werbung zugestellt. Grundsätzlich erstmal kein Verbrechen, kann ja alles seine Richtigkeit haben. Ich schickte der Firma eine Antwort mit der Bitte um Unterlassung und Sperrung meiner Daten. Unverzüglich erreichte mich die Antwort:

..da ich Ihren Datensatz überhaupt nicht gespeichert habe, werden Sie in Zukunft auch keine weiteren Mails von uns bekommen.

Ich denke Herr Lepper sieht das ganz anders.

Datenschlampe Cisco

Das nervt ja vielleicht. Wenn man sich ein teures Gerät von Cisco kauft, ist es nicht möglich mal eben einen aktuellen Treiber von der Webseite zu laden. Registered customers only. Als wäre das nicht schon schlimm genug, werden Postleitzahl, Stadt und Bundesland auch noch auf plausibilität geprüft. Übrigens alles Pflichtangaben, auch Telefonnummer, Adresse und zwei “Secret Questions”. Alles wird natürlich nach den seitenlangen Cisco Datenschutzklauseln verarbeitet und gespeichert. Wie kann eine prinzipiell moderne Firma, aus deren Hardware das halbe Internet besteht, so hinter dem Mond leben? Vermutlich gibt es noch genug Leute die da valide Informationen reinschreiben.