Optimierungsversuch (gescheitert)

Gestern war ich zu Besuch im Regierungspräsidium Stuttgart. Bei der Einladung freute ich mich über die positive Entwicklung, dass Besprechungsraumnummern durch Städtenamen ergänzt wurden, denn jedes Mal stehe ich am Empfang und krame nach der Raumnummer, weil ich sie mir natürlich nicht gemerkt habe. Ein Besprechungsraum der sonst eine unhandliche vierstellige Nummer trägt, hat nun z.B. den Zusatz Hamburg, Berlin oder Hohenstein-Ernstthal (ein Spa?!).  Mit grö?ter Freude teilte ich dem Pförtner den Namen des Besprechungsraumes mit, den ich mir problemlos gemerkt hatte. Der guckte mich entgeistert an und meinte: “Ich brauch die Raumnummer, die Namen sind neu, die wei? ich nicht.” Und schon ging die Kramerei in der Tasche wieder los. Ich hatte die Raumnummer natürlich dabei, weil ich – wie in der Verwaltung üblich – die E-Mail mit der Einladung ausgedruckt hatte.

Auch wenn das oben genannte Beispiel genau meine Wahrnehmung der öffentlichen Verwaltung widerspiegelt, möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass die Sache mit den Raumnamen im Regierungspräsidium Freiburg ganz hervorragend funktioniert.

Router-Zwang bei O2/Alice & Vodafone

Seit einiger Zeit zwingen O2/Alice & Vodafone einige Kunden ihre hauseigenen Router zu kaufen und zu nutzen. Es gibt nur noch einen “Freischaltcode” der in den Router eingegeben werden muss. Die Konfigurationsdaten werden dann per TR-069 geholt und automatisch eingetragen. Der Kunde gelangt nicht mehr an die Konfigurations- und Einwahldaten seines Anschlusses. Auch nicht auf Nachfrage. Die Bundesnetzagentur ist über die Sache informiert und es wird daran gearbeitet. Es handelt sich um einen klaren Versto? gegen §11 des Gesetzes über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen (FTEG). Hier steht im Absatz 3:

“Betreiber öffentlicher Telekommunikationsnetze dürfen den Anschluss von Telekommunikationsendeinrichtungen an die entsprechende Schnittstelle aus technischen Gründen nicht verweigern, wenn die Endeinrichtungen die geltenden grundlegenden Anforderungen erfüllen.”

So klar und eindeutig sind Gesetzestexte selten.

Auch wenn man eigentlich Recht hat, ist das Problem noch lange nicht gelöst. Denn was nützt es dem Kunden ein Gesetz in der Hand zu haben, wenn der Provider die Herausgabe der Zugangsdaten verweigert. Bis die Klage durch ist oder die Bundesnetzagentur etwas erwirkt hat können Monate und Jahre vergehen.

Wer seine Zugangsdaten haben möchte muss also seinen eigenen Router “hacken” bzw. seine eigenen Login-Daten ausspähen in dem er seinen Datenverkehr “abschnorchelt”. Wie man seine O2/Alice VoIP Konfigurationsdaten herausbekommt hat Benjamin Schischka zusammen getragen. Bei Vodafone ist es möglich die Konfigurationsdaten der Easybox verschlüsselt zu exportieren. Im Arcor User Forum findet man einen Einstieg um die exportierten Daten zu entschlüsseln und so an sein Passwort zu kommen.

Die Provider versuchen natürlich diese Informationen und Programme zu blockieren, allerdings dürfte es schwer werden jemanden zu verurteilen, weil er seine eigenen Daten untersucht und seine eigenen Login-Daten herausfindet um sie dann zu nutzen.

Nachtrag:

Laut PC Welt geben die Provider übrigens Sicherheitsgründe für die Nichtherausgabe der Zugangsdaten an. Klar, ist es viel sicherer, wenn der der Kunde seine Zugangsdaten nicht hat und diese erstmal unverschlüsselt zum Router übertragen werden. Au?erdem kann man so die Konfiguration des Routers ändern, ohne das es der Kunde merkt und blöde Fragen stellt. Es ist auch sicherer wenn Mieter keine Schlüssel mehr bekommen würden und für mein Geld wäre es auch sicherer, wenn ich keine PIN’s und TAN’s mehr hätte. Die könnten vor der Transaktion doch unverschlüsselt zwischen Bank und Computer ausgetauscht werden. Vielleicht per TR-069? Dann muss man sich um nichts mehr kümmern. Und wenn die Bank meint, ich müsse etwas kaufen, dann können die das auch gleich für mich machen.

Wenn Kunst Wirklichkeit wird

Kunst die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung eine krass überzogene Realität karikiert ist wichtig um den Betrachtern zu zeigen wie es werden kann, wenn die bestehenden Verhältnisse bleiben wie sie sind. Das Projekt TROIA warnte 2005 vor nichttötlichen Waffen, bei Gesprächen und im Theaterstück scherzten wir noch über die elektronische Fu?fessel, die lange etabliert ist. Mitte 2009 schrieb ich in einem BlogbeitragOrwell war ein Optimist”. In seinem Roman 1984, der 1949 erschienen ist, beschreibt Orwell einen grausamen Überwachungsstaat im Jahre 1984 mit künstlich modifizierter Sprache (Neusprech), Gedankenpolizei, Hasswoche und Gehirnwäsche. Als Orwell 1948 diesen Roman schrieb, drehte er die Zahlen Vier und Acht und wählte 1984 als Anspielung auf eine damals sehr fern erscheinende Zukunft. Schon 1984 waren viele seiner Befürchtungen Wirklichkeit geworden und heutige Schüler sehen in Orwells 1984 keine besonders grausame Phantasie. TROIA, das vor einem gewaltbereiten Polizeistaat warnte wurde als Dystopisch und Schwarzmalerisch bezeichnet.

Allein in dieser Woche lese ich, dass Handschellen mit eingebautem Elektroschock zur Patentprüfung eingereicht wurden und das das Jobcenter Brandenburg 18 Hartz-IV Bezieher mit Schrittzählern ausgestattet hat. Es sei das Ziel, „den Teufelskreis von Arbeitslosigkeit und Krankheit zu durchbrechen“. Ich schlage direkt die Patentanmeldung für den Schrittzähler mit Elektroschock vor und zusätzlich den Gehirnstrommesser mit Elektroschock (Elektroenzephaloschocker). Wird ein bestimmter Gehirnstrom aus Blödheit oder wegen Nichtnutzung des Gehirns unterschritten gibt es gleich einen Stromschlag, aber nicht 50000 Volt an das Bein oder den Arm, nein bei mir gibt es stromsparende Millivolt, dafür aber an einen Zahnnerv.

Wenn man sich das alles so durchliest, könnte man zu dem Schluss kommen: auch TROIA war wohl optimistisch.